Auf meiner Vortragsreihe
'Anekdoten eines Beifahrers - Per Anhalter um die Welt' erwarten euch sowohl lustige, als auch berührende Geschichten.
Nichts in der Welt hätte mich auf diesen Moment vorbereiten können. Es war kalt, eisig kalt, als ich nachts im Norden Norwegens unter meinem Zelt hervorkroch - und ich musste in der Tat kriechen, da die Reißverschlüsse meines Zeltes zugefroren waren. Es eröffnete sich mir ein
Anblick, den ich so zuvor noch nie gesehen hatte.
Grüne und violette Farben durchströmten den Himmel und verwandelten diesen in ein
Gemälde, das mich für kurze Zeit die unerbitterliche Kälte vergessen ließ. Farben, die sich erst langsam über das Firmament schlängelten und dann plötzlich wie wild anfingen zu tanzen. Ein Schauspiel, das mich an abgestorbene Blätter in einer lauen Herbstbrise erinnerte. Eine Schönheit, die mir an diesem Abend leider mit einem
faden Beigeschmack serviert wurde. Es sollte dieser Abend werden, an dem mir erneut mit Nachdruck aufgezeigt wurde, wie dicht Glück und Unglück beieinander liegen.
Wenige Stunden zuvor wurde ich beim Trampen von einem Irakischen Flüchtling mitgenommen.
"Warum fährst du so spät nach Norden zu deinen Eltern", fragte ich, völlig unvorbereitet auf die Antwort, die er mir nach einem tiefen Seufzer geben sollte.
"Ich habe heute morgen einen Anruf bekommen. Ich bin auf dem Weg zur Beerdigung meiner 13 jährigen Schwester"
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